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Killer Nonnen, geile Teufel und polemische Regisseure:
Kurze Filmtips für besinnliche Abende von Patrick Bühler
Blasphemie (griech.): Gotteslästerung; verletzende Äusserung über etwas Heiliges

Sind Sie religiös veranlagt? Wenn ja, dann lesen Sie nicht weiter oder tun Sie es trotzdem. Berufen Sie danach eine Versammlung junger erzürnter Christen ein und versuchen Sie den Autor dieser paar Zeilen heimzusuchen. Stellen Sie auf einem zentral gelegenen Platz (z.B. der Marktplatz in Basel) einen Scheiterhaufen auf und binden Sie das die christliche Religion beschmutzende Individuum daran fest. Entfachen Sie ein Feuer und hören Sie mit Genuss zu, wie die Schreie des Ketzers in die fromme Welt getragen werden. Hier sei nun ein kleiner Exkurs in die Welt jener Filme vorgestellt, welche sich mit religiösen Figuren der christlichen Glaubensgemeinschaft auseinandersetzen. Über Religion in ihrer komplexen Erscheinung als soziales Phänomen erfährt die Leserschaft wenig, hier geht es vor allem um filmische Inhalte. Es ist sozusagen eine must-see Liste für alle, welche es sich überlegen ins Kloster zu gehen, schon lange ein schlechtes Gewissen haben, weil sie nicht mehr zur Beichte gegangen sind oder einfach, weil sie einmal im Leben wirklich das Gefühl haben wollen, böse ja sogar satanisch gemein zu sein. Dazu gehört nicht, dass man nun die nächst gelegene Kirche in Brand steckt oder ein Kloster voller Nonnen schändet.

Nehmen Sie sich einfach einen Abend Zeit, machen Sie eine gute Tasse Tee und knabbern Sie genüsslich an einer (gestohlenen) Hostie während Sie sich folgende vorwiegend vom katholischen Filmdienst nicht gern gesehenen (ja sogar z.T. verdammten) Filme anschauen: Ken Russel, der englische Regie Exzentriker, las Huxleys viel beachtetes Skandalbuch über die Teufel von Loudon. Dieser historische Schocker war Anlass einen Film zu drehen, indem die Begebenheiten in der idyllischen Stadt Loudon nachinszeniert werden, welche einem totalen Teufelwahn verfällt. Das örtliche Kloster wird von einem hypen Priester exorziert, die damit verbundene peinliche Befragung wird auch mittels einem Klistiereinlauf ergänzt und am Schluss veranstalten die einfallsreichen dort ansässigen Nonnen eine riesige Sexorgie in einer schönen Kirche. Der ganze Film hindurch herrscht eine ungeheuerliche Hysterie und man wird das Gefühl nicht los, dass Ken Russel einfach auch Spass daran hatte den katholizistischen Amoklauf der Inquisition in einer schrillen und grellen Geschichtsoper zu inszenieren.

In Herbert Achternbuschs Gespenst steigt Jesus in Bayern gleich selber vom Kreuz, weil es ihm so langweilig dort oben ist. "Mir stinkts" sagt er zu Schwester Maria und wird daraufhin Ober in der örtlichen Kirchenbar. Er wird von zwei Polizisten auf den Christkindel Markt geschickt um zwei Schnapsgläser voll Scheisse zu besorgen. Dies schlägt fehl und so müssen die beiden Polizisten selber rein kacken. Auf dem Picknickausflug mit Maria fragt Jesus beim Anblick eines Würstchens: "Wenn der Wein mein Blut ist, und das Brot mein Leib, was in Gottes Namen ist dann dies?" Diese Frage bleibt auch von dem am Wegrand gekreuzigten Fröschen unbeantwortet und so geht seine Reise weiter in die gutbürgerliche Stube. Achternbuschs Religionssatire wurde von diversen Kirchenverbänden in Deutschland scharf kritisiert und heute noch wird die öffentliche Vorführung in Österreich unter Strafe gestellt. Ein ähnliches Schicksal erleidete Werner Schroeters Liebeskonzil, nach dem gleichnamigen Stück von Oskar Panizza, welcher für die Buch Veröffentlichung dieser bitterbösen Himmelstragödie gegen ende des 19.Jahrhunderts in den Knast wanderte. In diesem abgefilmten Theaterstück werden nicht mehr nur polemisch mit Hilfe von Zitaten Glaubenslehren angegriffen, hier wird in einem eindringlichen satirischen Kunstwerk eine wuchtige Attacke gegen Gott geführt, gegen einen altersschwachen, einen rachesüchtigen Gott.

Es ist eine harte Satire auf die von Christen verehrten Gestalten. Eine gigantische Gotteslästerung von satanischer Grösse wird da einem geboten, welche in blasphemischer Form die göttlich-metaphysischen Gründe für das Auftauchen der Syphilis gegen Ende des 15.Jahrhunderts (u.a. auch im Vatikan !) behandelt. In Greg Darks verrückter Pornokomödie der 90er mit dem Titel Devil in Miss Jones 5 -The Inferno wird einem eine wahrliche Höllenfahrt inklusive Latex und Halloween Teufelskostüm (für kleine Rotznasen eigentlich gedacht, doch jetzt steckt ein sympathisch fieser, fetter und erwachsener Teufel drin) geboten. Justine Jones sitzt nach ihrem Tod in der Hölle und muss alle Sexualpraktiken ausprobieren, welche sie in ihrem bourgeoisen Leben verabscheut hat. Witzige Kostümorgien, zynische Dialoge und viel kinky Sex machen diesen Dark Film zu einem fiesen ketzerischen pornographischen (Dante) Inferno.

Ein Satansbraten von einem Film, welcher seinen beiden Vorgängern (DJM 3 & 4) um Schwefeldunstlängen vorauseilt. Im Bereich des pornographischen Filmes sei auch der Leserschaft das Vorhandensein eines wirklich süssen Nonnensexfilmes mit dem Titel "An Act of Confession" ans aufgeschlossene Herzchen gelegt. Dort wird eine Nonne so von Wollust gepackt, dass sie andauernd vor dem Kreuz masturbiert und dem Pfarrer bei der Kommunion den Schwanz bläst. Sie lässt sich auch gerne an den Altar fesseln. Dies geht eindeutig zuweit und wie bei Achternbusch steigt Jesus vom Kreuz herunter und wird auch noch in die sexuellen Phantasien unserer lüsternen Nonne verwickelt. Ein wahrlich skandalöser Film, welcher zu erst in die Pornokinos gebracht werden sollte, aber wegen seiner brisanten Inszenierung zurückgezogen wurde und nun als obskure Videokopie sein Dasein fristet.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen Giulio Berrutis Killer Nun wärmstens empfehlen. Diese in England veröffentlichte Kassette bietet wirklich das Bild einer fiesen Nonne. Die wunderbare Anita Ekberg spielt darin Schwester Getrude, welche in der von Nonnen betreuten psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses arbeitet und an den Patienten "mit einigen der schönsten Folterstories der Inquisition das Essen würzt" (Shamway). Eine vollblut Nonne mit Problemen, ohne Zweifel. Der Film wurde bis heute nicht in Italien freigegeben, als ob das Bigotterieklischee durch ein Konkordat zwischen Staat und Kirche bestätigt werden müsse.
Filmographie:
The Devils (GB 1971) R.: Ken Russel D: Vanessa Redgrave, Oliver Reed Vertrieb: Warner Home Video (England)
Das Gespenst (D 1982) R.: Herbert Achternbusch D: Achternbusch, Annamirl Bierbichler
Vertrieb: Atlas Video (Deutschland)
Das Liebeskonzil (D 1981) R: Werner Schroeter D: Ensemble des Teatro Belli, Rom
Vertrieb: Saskia Film / Atlas Video
Devil in Miss Jones 5 - The Inferno (USA 1995) R.: Greg Dark D: Juli Ashton, Rowan Fairmouth Vertrieb: Multi Media Verlag (MMV Video für Deutschland / VCA für die USA)
An Act of Confession (USA 1972) R.: Sam Weston (aka Anthony Spinelli) D.: anonymous
Vertrieb: offen
Killer Nun (I 1979) R.: Giulio Berruti D: Anita Ekberg, Joe Dallesandro, Lou Castel Vertrieb: Redemption Video (London)
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