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Periplaneta fuliginosa, gehörtes und gelesenes von K. Lacke



Ca. 300 Mio. Jahre alte, versteinerte Exemplare werden in Museen aufbewahrt; Milliarden lebendige befinden sich in allen wärmeren Nischen dieser Welt, vermutlich gibts auch auf anderen Planeten welche.

Man kennt ca. 3500 Arten und sie ernähren sich von so ziemlich Allem: Lebensmittel, Abfälle, Kabel, Leder, Stoffe, Leim, Seife, Papier und ab und an auch Menschen... Geschichten über wimmelnde Leichen oder ganze Sofas mit vereinsamten alten Damen und Herren, die lange nicht vermisst werden. Auch den neben sich her wuselnden Artgenossen zu verspeisen ist ein Leichtes, wenn nichts Anderes da ist.

Kein Problem für Periplaneta und Co. ist einen Monat auf null Diät zu sein, ohne Wasser, mit locker drei Monate bevor auch nur daran gedacht wird, das Zeitliche zu segnen.

Es sind äusserst vermehrungsfreudige Tierchen, Gerüchten oder Wahrheiten zufolge legt ein Tier, wenn man es denn endlich erlegt hat und gegen das Magenwürgen ankämpft, denn es braucht Mut, Geschwindigkeit und einen mit ziemlicher Wucht geschlagenen Gegenstand, nun, wenn die knirschenden Ueberreste mit der gelben, auslaufenden Flüssigkeit so daliegen, dann, in diesem Moment, legt dieses widerliche Ding einen Haufen Eier. Sie können das sogar Kopflos, der Körper bewegt sich einfach weiter (wozu braucht man auch den Kopf wenn es um Vermehrung geht?). Also schleunigst Terpentin auf den Haufen und abfackeln. Dieses Vorgehen empfiehlt sich aber nicht bei mehreren; dort besser Ausziehen.
Ebenso sagt man, wenn man eine sieht, sind 200 im Hintergrund ?tätig?. Eine schöne Vorstellung.

In Mexico, wo sie ziemlich gross werden können, so um die 10cm, hat mir jemand erzählt, wie ihm der Ekel vor las Cucarachas ausgetrieben wurde: sein Vater zwang ihn, barfuss auf einer wimmelnden Versammlung ebensolchen herumzutrammpeln und sie so zu erledigen. Claro, was ein rechter Macho werden will...seither sind Einzelne für ihn Peanuts, dafür hat er andere Schäden.

Einer der interessantesten Berufe muss der des Kammerjägers sein - immer wieder neue, abenteuerliche Begegnungen, Nervenkitzel, zuweilen sicher auch Körperkitzel, nie arbeitslos, auf dem laufenden über die neuesten chemischen Mixes und wahrscheinlich nie Uebergewichtig da einem laufend der Appetit verdorben wird. Apropos, wenn man die Schale geknackt hat ist es ein ziemlich proteinreicher Snack, vielleicht kommen wir mal soweit, im Kino Kakerlaken statt Popcorn zu knabbern, wahrscheinlich ist das irgendwo auf der Welt schon ein alter Hut, gehört zu den Mutproben wie hierzulande Würmer (bitte Geschmackserfahrungen melden).

Kurz es gibt sie beinahe überall, in der Gosse oder im Luxus, nur sollen sie an letztgenannten Orten im Smoking auftreten, wenigstens haben sie Stil. Und auch wenn Gloria G. es schon lange nicht mehr singen wird, they will survive!

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